Veröffentlicht am 18. August 2020 von Redaktion

Grüner OB-Kandidat: Ruhrgebiet ist das ideale Labor für Digitalisierung der Pflege

Im Vodcast „Wahlen im Wirrgebiet“ fordert der Pflege-Experte Mehrdad Mostafizadeh (Essen) neue Wege im Umgang mit Corona: „Wenn in Essen jemand von der Grundlinie abweicht, kommt gleich der Knüppel raus“

Er war 16 Jahre selbst in der Pflege tätig: Mehrdad Mostofizadeh (51), Mitglied des NRW-Landtages, tritt für die Grünen als OB-Kandidat in Essen an. Foto: Die Grünen

Essen/Gelsenkirchen/Ruhrgebiet, im August 2020. Die Infektionszahlen steigen. Der Beifall aus der Gesellschaft ebbt ab. Die beruflich Pflegenden kommen an ihre Belastungsgrenze. Und immer mehr Angehörige drohen Einrichtungen der Altenhilfe mit Anwälten, weil sie mit den dortigen Schutzmaßnahmen gegen das Virus nicht länger einverstanden sind. Beim Kommunalwahl-Vodcast „Wahlen im Wirrgebiet“ mit dem Pflege-Experten Mehrdad Mostofizadeh, OB-Kandidat der Grünen in Essen, nahm Silke Gerling, Sprecherin der Ruhrgebietskonferenz Pflege, kein Blatt vor den Mund: „In der Corona-Phase hat uns die Kommune mehr verwirrt als unterstützt“, resümiert Gerling, Geschäftsbereichsleiterin Alten- und Behindertenhilfe beim Diakoniewerk Essen, ihre Erfahrungen mit der lokalen Verwaltung in Pandemie-Zeiten.

Gerlings Wunsch nach einem Runden Tisch für Corona-Planung, an dem auch lokale Pflege-Experten Platz haben, fand bei Mostofizadeh sofort Gehör: „Was wir für die Bewältigung der Krise dringend brauchen, ist mehr Kommunikation, mehr Netzwerk und Offenheit für neue Themen.“ Auch der Grüne sprach Klartext: „Wenn jemand in Essen von der Grundlinie abweicht, kommt sofort der Knüppel raus. Wir dürfen die Auswirkungen der Pandemie nicht unterschätzen, aber wir müssen neue Wege des Umgangs damit finden.“ 
Für Mostofizadeh gehören die Themen Pflege und Stadtentwicklung eng zusammen. „Pflege findet nicht isoliert statt. Pflege ist ein zentraler Baustein der Stadtplanung“, so der 51-Jährige. Als OB möchte er sich deshalb für eine Erweiterung der Konferenz „Pflege und Alter“ in Essen stark machen. Nicht nur die Anbieter der Altenhilfe sollten daran teilnehmen, sondern auch Vertreter aller Ratsfraktionen. Mostofizadeh: „In der Konferenz sollten Akteure der Pflege auf Augenhöhe mit der Politik darüber diskutieren, wie Stadtviertel auszusehen haben, in denen viele ältere Menschen leben. Dabei geht es um Barrierefreiheit, altersgerechte Wohnungen, Verkehrsplanung. Wir brauchen eine Fachdiskussion, wie unsere Stadt weiterkommen kann.“  

Digitalisierung – „ein absoluter Gewinn für alle Beteiligten“
In Mehrdad Mostafizadeh hat die Forderung nach einer Digitalisierungsstrategie für die Pflege durchaus einen Fürsprecher. So seien elektronische Arztbesuche „ein absoluter Gewinn für alle Beteiligten“, so der Pflegeexperte: „Das Ruhrgebiet ist prädestiniert für die Digitalisierung. Das Labor könnte kochen und dampfen an allen Stellen“. Wichtig für einen gelingenden Einsatz sei jedoch, dass den Anwendenden ausreichend Zeit für das Kennenlernen und das Einüben des Umgangs mit der neuen Technik gegeben werde. Digitalisierung sei dann sinnvoll, wenn sie den Pflegenden Zeit verschaffe und eine Verbesserung der Qualität ermögliche. Mehrdad Mostofizadeh: „Es reicht nicht aus, wenn ich das, was ich früher in die Akte geschrieben habe, nun in einen Computer eingebe. Wir brauchen neue Systeme, eine andere Logik, den Einsatz von Fachkräften und Unterstützung für die Anwender.“
Pflege-Vodcasts mit Karin Welge (SPD) und Bodo Klimpel (CDU)
Das Gespräch mit Mehrdad Mostofizadeh gehört zu der Vodcast-Reihe „Wahlen im Wirrgebiet“. Die Serie beleuchtet die tatsächliche Relevanz des Themas Pflege in den Programmen der Ruhrgebietsparteien für die Kommunalwahl 2020. In weiteren Vodcasts sind Karin Welge (SPD), OB-Kandidatin in Gelsenkirchen,  und Bodo Klimpel (CDU), Bürgermeister der Stadt Haltern am See und gemeinsamer Landratskandidat von FDP und CDU, zu hören.

 

Mehr Informationen:
YouTube: https://bit.ly/wahlen-im-wirrgebiet-vodcast

Web: www.ruhrgebietskonferenz-pflege.de
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