Veröffentlicht am 3. April 2021 von RKP
„In zwei Jahren werden wir wieder da sein, wo wir heute stehen.“
Tacheles-Vodcast der Ruhrgebietskonferenz-Pflege – Bodo de Vries beklagt die mangelnde Bereitschaft zu einer echten Pflegereform
Gelsenkirchen, 02.04.21: Im ersten Eckpunktepapier aus dem Bundesministerium für Gesundheit aus November 2020 war angekündigt worden, dass der „Einrichtungseinheitliche Eigenanteil“ auf 700 Euro begrenzt und eine Zuzahlungsbefreiung nach drei Jahren für alle Bewohner*innen obligatorisch sein sollte. In
den gerade kursierenden Arbeitspapieren ist davon nicht mehr die Rede. Jetzt soll – gestaffelt nach der Verweildauer – eine prozentuale Reduzierung (von 25% – bis 75% nach 36 Monaten) der Eigenanteile greifen. Eine Entlastung werden aber viele der Betroffenen nicht erleben. Das Johanneswerk analysiert die Daten zur Verweildauer seit 2007 sehr detailliert und Bodo de Vries fasst zusammen: „Wir haben seit Jahren zurückgehende Verweildauern. Bei der jetzt angestrebten Regelung werden vor allem die Menschen benachteiligt, die einen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit lange und mit sehr viel Kraftaufwand ermöglicht haben. Das trifft vor allem die älteren Ehepaare, wo der pflegende Angehörige alle Energie darauf konzentriert hat, seinen pflegebedürftigen Partner oder seine pflegebedürftige Partnerin so lange wie möglich zuhause zu versorgen. Die Verheirateten bleiben bei uns im Durchschnitt 19 Monate in der Versorgung. Auch die meisten Männer werden die 75 %-Entlastung nicht erleben. Deren durchschnittliche Verweildauer beträgt gerade einmal 22 Monate“
Der jetzt diskutierte Vorschlag löst aus Sicht des SONG-Vorsitzenden keines der wirklichen Probleme, die uns der demografische Wandel in den kommenden Jahren bescheren wird. Die Kosten der Pflege sollten kalkulierbarer werden und Pflege darf nicht länger ein Armutsrisiko sein. Das waren Forderungen an eine echte Pflegereform. „Mit der Festschreibung auf 700 Euro Eigenanteil wäre das Risiko kalkulierbar und sogar über Versicherungsmodelle abzufedern gewesen. Das wird, wenn der Gesetzentwurf dem Arbeitspapier folgt, nicht mehr möglich sein. Jetzt kommt es lediglich zur kurzfristigen Entlastung einzelner Gruppen“, beklagt Bodo de Vries.
Die kurzfristigen Entlastungen werden allerdings durch Preis- und Lohnsteigerungen bald aufgezehrt worden sein. Bodo de Vries bilanziert: „In zwei Jahren werden wir wieder da sein, wo wir heute stehen. Wir denken scheinbar, den demografischen Wandel aussitzen zu können. So wird das nichts.“
Die kurzfristen Entlastungen werden allerdings durch Preis- und Lohnsteigerungen bald aufgezehrt worden sein. Bodo de Vries bilanziert: „In zwei Jahren werden wir wieder da sein, wo wir heute stehen. Wir denken scheinbar, den demografischen Wandel aussitzen zu können. So wird das nichts.“