
Veröffentlicht am 6. Oktober 2025 von RKP
„Wir brauchen eine echte Pflegereform und keine Streichkonzerte!“
Ruhrgebietskonferenz-Pflege und „ZukunftPflege NRW“ kritisieren Spardebatte um Pflegegrade
Gelsenkirchen, 2.10.25: Pflegearbeitgeber aus NRW sehen ihre schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich der Pflegereform bestätigt. „Was aus Kreisen der Bundesregierung und der sie tragenden Parteien gerade zu hören ist, wird die Lage der Pflegebedürftigen in Deutschland deutlich verschlechtern. Früher wurden Reformen gemacht, um das Leben der Menschen zu verbessern, heute haben sie nur noch das Ziel, Ausgaben zu senken. Wir brauchen eine echte Pflegereform und keine Streichkonzerte“, formuliert Ulrich Christofczik als Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und von „ZukunftPflege NRW“.
Die Arbeitgeberbündnisse aus NRW haben erst vor wenigen Tagen auf Fehlentwicklungen in der Pflege hingewiesen und dabei die heutige Praxis im Umgang mit dem Pflegegeld kritisiert. „Seit Wochen ist erkennbar, dass die Politik in Berlin das Pflegegeld als Streichposten in den Blick genommen hat, ohne das System grundlegend anzugehen. Die gerade laufende Debatte über die Streichung des Entlastungsbetrags im Pflegegrad 1 ist ein Beleg dafür, wie weit Politiker*innen von der Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen entfernt sind und mit wie wenig Sachverstand an Reformen gearbeitet wird“, kritisiert Christian Westermann, Geschäftsführer des ambulanten Pflegedienstes „Engel vonne Ruhr“.
Prävention statt Kürzungen
Für die Ruhrgebietskonferenz-Pflege und „ZukunftPflege NRW“ muss eine echte Pflegereform das Ziel haben, die vorhandenen Mittel besser und wirksamer für die Betroffenen einzusetzen. Was damit gemeint sein kann, hat der bundesweit tätige Betreuungs-dienstleister Home Instead in einer aktuellen Stellungnahme zur Diskussion gestellt. Home Instead, Mitglied der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und „Zukunft Pflege NRW“ plädiert dafür, den Pflegegrad konsequent auf Präventionsleistungen auszurichten. Damit würden erstmals Präventionsleistungen in der ambulanten Pflege ermöglicht. Thomas Eisenreich, Geschäftsführer von Home Instead und zugleich Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege dazu: „Eine zielgerichtete Prävention bei beginnendem Pflegebedarf findet ambulant nicht statt. Bisher ist im Pflegegesetz den Pflegekassen sogar verwehrt, ambulante Präventionsleistungen zu ermöglichen. Home-Instead Mitgliedsunternehmen haben in Zusammenarbeit mit einer Krankenasse ein dänisches Präventionsangebot in ihr Angebot aufgenommen.“
Blick über die Grenzen lohnt sich
Die dänischen Zahlen mit 25.000 Senioren sind überzeugend und spiegeln sich in Modellprojekten bei Home Instead wider. Mit zwei Trainings in der Woche, je 30 Minuten, werden schon nach rund 14 Wochen folgende Effekte erreicht:
- 90 % der Pflegebedürftigen verbessern oder stabilisieren ihre Mobilität;
- 80 % senken ihren Hilfebedarf,
- der Hilfebedarf sinkt dabei um mehr als 40 %.
- die Mobilität steigt um 87 %.
In Dänemark gehören ambulante Präventionsleistungen der Pflegedienste zum Regelangebot, um den Anstieg des Unterstützungsbedarf zu dämpfen und zeitlich zu strecken.
Prävention nützlich für alle
Für die Arbeitgeber aus der Pflege ist der Vorschlag richtungsweisend. „Statt den Entlastungsbetrag im Zusammenhang mit dem Pflegegrad 1 abzuschaffen, lassen sich mit diesen Mitteln Präventionsangebote finanzieren. Das nutzt den Pflegebedürftigen unmittelbar – und senkt mittelfristig auch die Kosten für Pflege- und Krankenkassen,“ fasst Thomas Eisenreich zusammen.
Einladung zum Systemwandelworkshop
Um die Chancen präventiver Ansätze in der ambulanten Pflege zu diskutieren, lädt die Ruhrgebietskonferenz-Pflege am 12. Dezember 2025 von 10:00 bis 12:00 Uhr zu einem digitalen Systemwandelworkshop ein. Die Veranstaltung findet über Zoom statt und ist kostenlos, weitere Informationen folgen in Kürze hier und über unsere Kanäle.

Foto von Pavel Danilyuk: pexels.com