Veröffentlicht am 18. Dezember 2020 von RKP
„Wir kommunizieren keine Gerüchte!“
Schnelltests und Corona-Impfkampagne stellen Kommunen und Unternehmen aus der Pflege vor große Herausforderungen
Gelsenkirchen, 18.12.20: Kurz vor Weihnachten nimmt die Diskussion über die Umsetzung der Schnelltestpflicht in den Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten im Land NRW noch einmal richtig Fahrt auf. „Wenn wir das alles umsetzen sollen, was in der neuen Corona-Schutzverordnung steht, können wir das mit dem aktuell verfügbaren Personal nicht mehr stemmen“, fasst Ulrich Christofczik, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege, zum wiederholten Mal das zentrale Problem zusammen.
Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht
Die neue Schutzverordnung gibt eine klare Linie hinsichtlich der Schnelltests vor. Bislang wurde in Essen nur anlassbezogen getestet. Das geht jetzt nicht mehr. Für Peter Renzel ist das ein Problem: „Die Kolleginnen und Kollegen in den Eirichtungen sind an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen. Die neuen Vorgaben halten wir deshalb nicht für hilfreich.“ Er appelliert weiterhin an den gesunden Menschenverstand und das Verantwortungsgefühl der Angehörigen, die bei den geringsten Anzeichen einer Infektion jeden Kontakt unterlassen sollten. „Auch unsere Mitarbeiter tun alles dafür, dass das Virus nicht in die Einrichtungen kommt, übrigens auch in ihrem Privatleben“, bricht Peter Renzel eine Lanze für die Beschäftigten.
Nie wieder die Einrichtungen schließen
Kontakt und Besuchsbeschränkungen sind beide Gesprächspartner keine Option. Ulrich Christofczik dazu: „Wir dürfen nie wieder unsere Einrichtungen schließen, wie wir das im Frühjahr gemacht haben. Weil wir aber die Häuser offenhalten wollen, müssen wir alles dafür tun, dass wir sie für die Bewohnerinnen sicher machen. Es kann daher nicht sein, dass eine Besuchsgarantie ausgesprochen wird ohne mit uns abzustimmen, wie wir gemeinsam die Sicherheit der Besucher gewährleisten können.“
Gut auf die Impfkampagne vorbereitet
Peter Renzel sieht die Stadt Essen gut auf die anstehende Corona-Impfkampagne vorbereitet. Das Impfzentrum in der Messe Essen steht bereit, wird aber in der nächsten Zeit noch gar nicht zum Einsatz kommen. Jetzt geht es nämlich erst einmal um die Priorisierung und Verteilung von 1500 Impfdosen für 750 Menschen, die der Stadt Essen zunächst zur Verfügung stehen werden. Am 25.12.2020 soll es losgehen. „Für die Stadt haben wir ganz pragmatisch eine Priorisierung vorgenommen. Wir impfen vor Ort in den stationären Eirichtungen. Zum Einsatz kommen Ärzte, die sowieso in den Einrichtungen sind“ umreißt Peter Renzel das Vorgehen. Zuallererst werden demnach die Einrichtungen mit dem Impfstoff versorgt, in denen besonders schwer erkrankte Menschen leben. Das sind in Essen zunächst drei Einrichtungen, wo Bewohnerinnen beatmet werden müssen und wo der Anteil demenziell veränderter Menschen besonders groß ist. Mitarbeiter sollen möglichst mitgeimpft werden. Im zweiten Rang stehen dann Einrichtungen mit Infektionen, gefolgt von Häusern mit einem Demenzschwerpunkt. Anschließend sollen dann alle weiteren Einrichtungen in alphabetischer Reihenfolge nach Stadtteilen mit Impfungen versorgt werden. Peter Renzel noch einmal: „Wir machen das ganz pragmatisch und kommunizieren keine Gerüchte. Wenn wir wissen, wann wir was zur Verfügung haben, können wir weiter planen. Das aber erst, wenn ich es schwarz auf weiß vor mir habe.“ Wichtig ist dem Essener Stadtdirektor die enge Zusammenarbeit mit den Trägern.
„Wir sind aufgefordert, das Gelingen zu organisieren“
Auch in Duisburg lobt Ulrich Christofczik das gute Zusammenspiel der Träger aus der Pflege mit der Kommune und insbesondere der Feuerwehr. „Wir sind aufgefordert, das Gelingen zu organisieren“, nimmt sich der Sprecher der Ruhrgebietskonferenz selber in die Verantwortung. „Bei uns werden wir mit denen beginnen, die sich bewusst und freiwillig impfen lassen. Wir wollen optimistische Bilder verbreiten, die zum Mitmachen motivieren. Danach kann das planvolle Vorgehen losgehen“, blickt der Ulrich Christofczik in die nahe Zukunft.