Veröffentlicht am 10. November 2020 von RKP
Corona Schnelltests in Pflegeheimen: Ruhrkonferenz lädt Minister Karl-Josef Laumann ein
Einladung zum „Vor-Ort“-Termin an den NRW Gesundheitsminister zu den Problemen mit der Schnelltestung
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Minister Laumann,
wir scheiben Ihnen heute in unseren Funktionen als Entscheidungsträger von Unternehmen der Altenpflege in NRW sowie als Sprecherin und Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege.
Wie wir der überregionalen Presse entnehmen konnten, versprechen Sie der Öffentlichkeit seit dem 09. November Corona-Schnelltests in den Altenheimen in NRW. Das ist aus unserer Sicht ein Versprechen zu Lasten Dritter und in hohem Maße realitätsfern. Seit der Veröffentlichung der ersten Allgemeinverfügung aus ihrem Haus zu den Schnelltests am 19. Oktober weisen wir und andere Vertreter aus der Pflege auf zahlreiche ungeklärte Punkte und offene Fragen hin.
Seit diesem Tag aber laufen trotz dieser Unklarheiten in unseren Einrichtungen und Diensten die Aktivitäten auf Hochtouren, um eine Anwendung der Schnelltests zu gewährleisten. Wir halten nämlich Schnelltests für eine weitere sinnvolle Maßnahme, um Covid-19 Infektionen in unseren Einrichtungen zu vermeiden und die BewohnerInnen effektiv zu schützen. Allerdings wird Ihrerseits dabei missachtet, dass vor Ort schlichtweg die personellen Kapazitäten für die von Ihnen versprochenen 2000 monatlichen Tests (Siehe WAZ vom 05.11.2020) in einer Einrichtung mit 100 Plätzen nicht vorhandensind. Seit Monaten sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Grenzen ihrer Belastbarkeit gewesen. Die jetzt von Ihnen angekündigten Tests sind von dem vorhandenen Personal nicht zu leisten. Daneben sind wir seit rund zwei Wochen mit der Beschaffung und Logistik der Schnelltests befasst. Wir stimmen Ihnen zu, dass aktuell Tests in ausreichendem Maße beschaffbar sind. Das ist aber nicht der Vereinbarung mit den Apothekerverbänden zu verdanken, sondern unseren Einkäufern und den Einkaufsgemeinschaften, die wir gerade unter den Trägern – auch der RuhrgebietskonferenzPflege – gebildet haben.
Obwohl seit mehreren Wochen eine Allgemeinverfügung zur regelhaften Durchführung von Schnelltests gilt, gibt es von Ihrer Seite noch keine verbindliche Aussage zur Übernahme der damit verbundenen Personalkosten. Die jetzt angekündigten 6 Euro pro Schnelltest halten wir für nicht auskömmlich.
Wir sind sehr irritiert und verärgert darüber, wie von Dritten Druck auf unsere Beschäftigten ausgeübt wird. Bei uns hat sich der Eindruck verfestigt, dass Sie keine Einblick über die aktuelle Belastung in den Heimen, Tagespflegen, Wohngemeinschaften und Ambulanten Pflegediensten haben. Wir laden Sie deshalb herzlich zu einem Besuch auf dem Pflegecampus des Evangelischen Christophoruswerkes in Duisburg ein. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Ihnen gerne von ihrem Alltag und unseren gemeinsamen
Bemühungen zum Schutz unserer Kunden berichten.
Es geht uns nicht ums Jammern, Klagen oder mehr Geld. Uns geht es um ein Krisenmanagement, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen richtig einschätzt, Mittel da hinbringt, wo sie gebraucht werden sowie die laufenden Aktivitäten wertschätzt und die Träger auf Augenhöhe einbezieht.
Wir wissen, dass Ihr Kalender im Augenblick sicherlich sehr vollgepackt ist mit Terminen rund um die Coronakrise. Dennoch möchten wir Sie hiermit für die kommende Woche zu einem Besuch bei uns
einladen. Für eine Terminabstimmung steht Ihnen die Koordinationsstelle der Ruhrgebietskonferenz-Pflege jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Essen/Duisburg, den 10.11.2020
Silke Gerling, Geschäftsbereichsleitung im Diakoniewerk Essen
und
Ulrich Christofczik, Vorstand im Ev. Christophoruswerk