Veröffentlicht am 18. September 2025 von RKP

Meisenheim zeigt Wege zur umfassenden Pflegereformen

Systemwandelworkshop der Ruhrgebietskonferenz-Pflege

Ruhrgebiet/18. September 2025. – Auf dem ersten Systemwandelworkshop der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und des Netzwerks „ZukunftPflege NRW“ mit dem Titel „Meisenheim is everywhere!?“ ging es um nichts Geringeres als die Frage nach der Zukunft der Pflege. Das vom Land Rheinland-Pfalz geförderte Projekt der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie in Meisenheim (Rheinland-Pfalz) zeigt eindrucksvoll, wie Pflege und Betreuung neu gedacht und gestaltet werden können. Im Mittelpunkt steht die Idee, ältere Menschen nicht nur zu versorgen, sondern ihnen ein Leben in Gemeinschaft, Teilhabe und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Damit dieses Modell nicht nur Pilotcharakter behält, sondern bundesweit Schule machen kann, braucht es jetzt entschlossenes Handeln von Politik, Gesetzgeber und Kostenträgern. Auch in NRW!

Pflege neu denken – von der Einrichtung zum sozialen Zentrum
In Meisenheim entsteht ein Zentrum, das stationäre Pflege, ambulant betreute Wohngemeinschaften, Kurzzeitpflege, betreutes Wohnen sowie Tagespflege miteinander verbindet. Ergänzt werden diese Angebote durch Begegnungsräume, Beratungs- und Sozialraummanagement sowie digitale Plattformen. Das Ziel: Mit denselben Personalressourcen mehr Menschen erreichen, soziale Orte des Miteinanders schaffen und die Versorgung im ländlichen Raum sichern.

Anforderungen an Politik, Gesetzgeber und Kostenträger
Damit solche innovativen Konzepte tragfähig werden, sind grundlegende politische Reformen unverzichtbar:

  • Sektorengrenzen überwinden: Einführung von Gesamtversorgungsverträgen und rechtliche Absicherung integrierter Leistungsformen in einem Gebäude.
  • Finanzierung neu aufstellen: Aufnahme innovativer Leistungen wie Case- und Sozialraummanagement in die Regelfinanzierung, klare Investitionskostenregelungen und flexiblere Sozialhilfe für neue Wohnformen.
  • Personalpolitik modernisieren: Förderung neuer Berufsrollen wie Sozialraummanager oder digitale Lotsen, Ausbau interdisziplinärer Zusammenarbeit und Qualifizierung von Assistenzkräften.
  • Digitalisierung fördern: Investitionsprogramme für smarte Technologien, Refinanzierung digitaler Anwendungen sowie verlässlicher Breitbandausbau.
  • Sozialraum stärken: Einrichtung von Förderprogrammen für Modellregionen und stärkere Einbindung der Kommunen in die Pflege- und Sozialraumentwicklung.

„Die Zukunft der Pflege ist Gemeinschaft“
„Wir müssen weg vom reinen Denken in stationären Betreuungsplätzen und hin zu flexiblen, vernetzten Versorgungsmodellen“, betont Martin Sartorius, Geschäftsführer der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie gGmbH. „Die gerade in Berlin diskutierten Reformvorschläge springen viel zu kurz. Das Projekt in Meisenheim zeigt: Die Zukunft der Pflege ist nicht nur Versorgung, sondern Gemeinschaft. Damit dieses Modell in Deutschland Schule macht, braucht es Mut zu einem grundsätzlichen Systemwandel – jetzt.“

-> Präsentation der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie in Meisenheim als pdf

-> Anforderungen an Politik und Kostenträger als pdf