
Veröffentlicht am 14. Juni 2025 von RKP
„Pflege an die Schulen!“
Ruhrgebietskonferenz fordert Pflegebildung als festen Bestandteil des Unterrichts
Gelsenkirchen, 03. Juni 2025: Angesichts des demografischen Wandels und des heute bereits spürbaren Arbeitskräftemangels fordert die Ruhrgebietskonferenz-Pflege den systematischen Zugang von Pflegekräften an die allgemeinbildenden Schulen. Ulrich Christofczik, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und Geschäftsführer der Evangelischen Dienste Duisburg: „Pflege betrifft uns alle – früher oder später. Und dennoch bleibt sie in der Schule weitgehend unsichtbar. Jede Schülerin und jeder Schüler sollte in der Schulzeit mindestens einmal Kontakt zu einem Gesundheits- und Pflegeberuf gehabt haben.“ Dadurch könnten die jungen Menschen konkret die Vielfalt und Vielzahl der Herausforderungen kennenlernen.
Mehr als 5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig – bis 2055 werden es fast 7 Mio. sein. Gleichzeitig fehlen laut Pflegekammer NRW bis 2030 rund 500.000 Pflegekräfte. Im Jahr 2030 müssten sich 50 % der Schulabgänger für einen Gesundheitsberuf entscheiden, um den Bedarf zu decken. Dabei kennen viele Schülerinnen und Schüler das Berufsfeld kaum und haben ein verzerrtes oder klischeebesetztes Bild von den Pflegeberufen.
Für viele bereits familiärer Alltag
In Deutschland übernehmen schätzungsweise rund 480.000 Kinder und Jugendliche Pflegeaufgaben in ihren Familien – die so genannten Young Carers“. Für sie ist Pflege längst Alltag. Doch Unterstützung und Wissen fehlen. Pflegebildung an Schulen könne nicht nur Orientierung und Entlastung bieten, sondern auch wichtige Kompetenzen wie Empathie, Solidarität und Gesundheitswissen stärken.
Gute Beispiele zeigen, wie es gehen könnte.
Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege fordert, Pflege als interdisziplinäres Thema in Fächern wie Biologie, Ethik, Sozialkunde oder Wirtschaft zu verankern und im Rahmen der Berufsorientierung zu stärken. Roland Weigel, Koordinator der Ruhrgebietskonferenz-Pflege weist auf gute Beispiele hin: „Die Arbeitgeberinitiative „Starke Pflege in Münster“ hat schon vor zwei Jahren die so genannten „Doppelstunde Pflege“ entwickelt. Gemeinsam mit allgemeinbildenden Schulen vor Ort wird der Unterricht mit einem vielseitigen Praktikumsangebot verknüpft, um jungen Menschen den Kontakt mit dem Thema Pflege zu ermöglichen.“
Kein Mangel an Ideen
An Ideen und Vorschlägen mangelt es nicht. So sind Modellprojekte und Schulversuche in Zusammenarbeit mit Pflegeeinrichtungen und denkbar. Gemeinsam mit Experten müssten pädagogisches Material, Fortbildungen für Lehrkräfte und weitere Formate für Schulkooperationen entwickelt werden. Sinnvoll und möglich wäre auch die Einbindung von pflegenden Angehörigen und Pflegefachpersonen in den Unterricht oder die Unterstützung für „Young Carers“ durch schulische Ansprechpersonen, Beratungsangebote und Entlastungsstrukturen.
Zeit für konkrete Taten
Für die Ruhrgebietskonferenz-Pflege ist Pflegebildung keine Nische, sondern eine Investition die soziale Zukunft und eine konkrete Maßnahme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Ulrich Christofczik ordnet die Initiative „Pflege an die Schulen“ dann auch so ein: „Seit Jahren ist der Politik bekannt, wie hoch die personellen und finanziellen Herausforderungen für unsere Gesellschaft sein werden. Es wird Zeit für konkrete Taten. Wir bleiben dran!“
Nachtrag: Am 12. Juni 2025 war das Thema „Pflege an die Schulen“ in den Tagesthemen der ARD. Ulrich Christofczik hat auf dringend notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung des Arbeits- und Fachkräftemangel in der Pflege hingewiesen. Modellprojekte in Duisburg (Wahlfach Pflege) und Initiativen in Münster („Doppelstunde Pflege“ der Starken Pflege Münster) zeigen, dass es gelingen kann, Schülerinnen und Schüler für die Pflege zu gewinnen. Diese „Modelle“ müssen in der Fläche ausgerollt werden.
Wir laden alle herzlich zur Mitwirkung an der Initiative „Pflege an die Schulen“ ein. Dazu haben wir einen ersten Aufschlag für ein Positionspapier verfasst. Rückmeldungen sind erwünscht.

Foto von fauxels: www.pexels.com