Veröffentlicht am 12. Januar 2021 von RKP

Ruhrgebietskonferenz-Pflege macht Vorschläge zur Beschleunigung der Impfaktion für pflegebedürftige Menschen zuhause

„Wer denkt eigentlich an Frau Meyer aus dem 7. Stock?“ – Pressemitteilung –

Gelsenkirchen, 12.01.2021: Die Träger der Altenhilfe aus der Ruhrgebietskonferenz Pflege machen sich aktuell Sorgen um den Schutz der mobilitätseingeschränkten und pflegebedürftigen Menschen über 80 Jahre, die nicht im Pflegeheim sondern in ihren eigenen vier Wänden leben. „Wir haben uns sehr gewundert, dass Minister Laumann im Gesundheitsausschuss des Landes den besonders gefährdeten Menschen bis zu 10 Wochen Wartezeit für eine Corona-Schutzimpfung in Aussicht gestellt hat“, benennt Thomas Eisenreich von Home-Instead den Anlass für ein konkretes und umfassendes Eckpunktpapier aus der Ruhrgebietskonferenz-Pflege.

Ulrich Christofczik, ebenfalls Sprecher der Arbeitgeberinitiative aus dem Revier, wird konkret: „Wer denkt eigentlich an Frau Meyer aus dem 7. Stock? Wir sind der Meinung, dass die Impfungen im ambulanten Bereich – das betrifft auch die Mitarbeitenden der ambulanten Dienste – deutlich beschleunigt werden können!“ Dabei setzt die Initiative auf die bereits bestehende Infrastruktur und das erworbene Wissen aus der Impfaktion in den stationären Einrichtungen.

Endlich alles zum Schutz der Senioren tun

In NRW leben etwas mehr als 770.000 Menschen mit Pflegebedarf. Davon werden „nur“ rund 170.000 Personen in Pflegeheimen versorgt. Über 600.000 hilfe- und pflegebedürftige Menschen leben in den eigenen vier Wänden. Deren Schutzimpfung kann nach Ansicht des zuständigen Ministeriums zunächst einmal nicht organisiert werden. Das ist für die Ruhrgebietskonferenz-Pflege nicht hinnehmbar. Roland Weigel, Koordinator der Initiative lässt Zahlen sprechen: „Auch wenn wir das schon zigmal gesagt haben: Das Risiko an Corona zu versterben ist für Menschen über 80 Jahre 500mal größer als für 40jährige. Statistiken zeigen, dass 90 Prozent der Todesfälle die über 65jährigen betreffen. Dem müssen wir endlich konsequent Rechnung tragen und wirklich alles für den Schutz der Senioren tun!“

Wohnortnahe Impfstellen schaffen

Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege schlägt die Einrichtung von dezentralen, wohnortnahen Impfstellen, so genannten Quartiers-Impfzentren, unter der Steuerung der kommunalen Impfzentren in Kooperation mit Trägern der Altenhilfe vor.
In den Kommunen sollen zeitnah die Pflegeanbieter von den Verantwortlichen in den Impfzentren zu einer örtlichen Task-Force eingeladen werden. Stationäre Einrichtungen, in denen bereits Impfungen stattgefunden haben, aktuell ungenutzte Tagespflegeeinrichtungen und größere Standorte von Pflegediensten könnten die Funktion von dezentralen und wohnortnahen Impfstellen erfüllen. Voraussetzung ist eine Einbindung in die anspruchsvolle Logistik des Impfstoffs über die mobilen Impfteams, wie es auch weitgehend bei der Versorgung der Pflegeheime funktioniert hat. Hier kann an das Fach- und Erfahrungswissen der Träger und mobilen Impfteams angeknüpft werden. Gerade in einer Vielzahl von stationären Einrichtungen ist in den letzten Wochen eine besondere Infrastruktur errichtet worden, die auch weiterhin genutzt werden kann. So gibt es Räumlichkeiten, Materialien und abgestimmte Abläufe.

Kurze Wege

Silke Gerling vom Diakoniewerk Essen fasst die Idee der Initiative zusammen: „Der Ansatz der wohnortnahen Impfstellen ermöglicht kurze Wege zwischen Wohnung und Impfort. Die Menschen können entweder selbstständig oder unter Begleitung, zu Fuß oder mit einem Rollstuhl oder anderer Mobilitätshilfen zum Impfzentrum kommen. Schließlich sind die Fahrdienste von Tagespflegen, Behindertenhilfeeinrichtungen und auch Schulbusse aktuell im Lockdown. Eine notwendige Begleitung kann über Angehörige, ehrenamtliche Gruppen, Freiwillige oder Mitarbeitende der ambulanten Dienste erfolgen.“ Das Eckpunktepapier ist als Impuls für die Organisation der Impfaktion „vor Ort“ gedacht und soll den Entscheidungsträgern Ideen für die dringend notwendige Beschleunigung der Impfkampagne liefern.

Telemedizinische Unterstützung

Nicht mobile Patienten, die beispielsweise dauerhaft im Bett liegen müssen, sollen aufsuchend in der Wohnung von mobilen Teams geimpft, wenn der dafür geeignete Impfstoff vorhanden ist. Die ärztliche Begleitung kann, sofern keine ausreichende Zahl an Ärzten zur Verfügung steht, auch telemedizinisch dargestellt werden. Der oder die Ärzte wird dann bei jeder Impfung zugeschaltet, durch die Vermeidung von Fahrzeiten kann eine deutliche höhere Arztpräsenz dargestellt werden. Angehörige und Nachbarn sowie Freiwillige werden gewonnen, die Nachbeobachtung durchzuführen.

Diese Pressemitteilung als pdf

Eckpunktepapier zum Handlungskonzept zur Umsetzung der Corona-Impfungen für Menschen mit höchster Priorität

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Medienecho

  • „Ruhrgebietskonferenz Pflege für dezentrale Impforte“. (Neues Ruhr-Wort 15.01.2021)
  • „Hohes Besuchaufkommen belastet Altenheime … Betreiber fordern Unterstützung, um das Infektionsrisiko zu senken. Sie regen zudem dezentrale Impfstandorte an“. (WAZ 16.01.2021)