Veröffentlicht am 29. November 2021 von RKP

„Wir können das!“ - Ambulante Dienste für die Booster-Impfkampagne einsetzen.

Offener Brief an Ministerpräsident Hendrik Wüst

Gelsenkirchen, 29.11.2021

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

mit großem Interesse habe wir aus den Medien von Ihrem Appell an die Kreativität bei der Beschleunigung der Auffrischungs-Impfkampagne gelesen. Wir begrüßen es sehr, dass Sie „unorthodoxer“ vorgehen wollen undlaut über die Einbindung weiterer Personengruppen bei der Impfkampagne nachdenken. Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege als Bündnis von Arbeitgebern aus der Pflege im Revier möchte sich daher mit einem kreativen und unorthodoxen Vorschlag an Sie wenden: Sorgen Sie dafür, dass ambulante Pflegdienste endlich auch für die Booster-Impfkampagne eingesetzt werden. Wir können das!

Corona ist in erster Linie eine „Pandemie der Alten“. Der Altersmedian der Menschen, die im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben sind, liegt aktuell laut RKI bei 83 Jahren. Auch der Altersmedian der Menschen auf den Intensivstationen deutet mit 68 Jahren auf das hohe Bedrohungspotenzial für ältere Menschen hin. Es macht daher Sinn, alle zur Verfügung stehenden Ressourcen für den Schutz der besonders bedrohten Menschen einzusetzen. Dazu gehören insbesondere die Menschen mit Pflegebedarf.

In NRW leben etwas mehr als 770.000 Menschen mit Pflegebedarf. Davon werden „nur“ rund 170.000 Personen in Pflegeheimen versorgt. Über 600.000 hilfe- und pflegebedürftige Menschen leben in den eigenen vier Wänden. Die Impfkampagne im stationären Pflegebereich ist in vollem Gang und wird in naher Zukunft erfolgreich abgeschlossen sein. Das größte Problem liegt aus unserer Sicht in der Versorgung der Menschen in ihrer eigenen Häuslichkeit. Da sehen wir die Anbieter ambulanter Behandlungspflege als bisher ungenutzte Ressource in der Impfkampagne.

Aktuell gibt es in NRW rund 3000 ambulante Pflegedienste, die fast täglich Kontakt zu Menschen haben, die besonders von Corona bedroht werden und die aus eigenen Kräften kaum eines der öffentlichen Impfangebote wahrnehmen können. In fast allen Diensten sind examinierte Pflegekräfte beschäftigt, die zur Durchführung von Injektionen (LG3 und LG4 der Behandlungspflege nach § 37 Abs.2 SGB V) qualifiziert und durch Praxiseinsätze dazu befähigt sind. Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege hat bereits mehrfach auf die besonders schwierige Situation der Menschen in ihrer eigenen Häuslichkeit hingewiesen und auf die Ressourcen der Pflege schon im Januar in einem Eckpunktepapier zur Einrichtung von dezentralen Impfstellen in Stadtteilen an Standorten von Tagespflegen oder Pflegeheimen aufmerksam gemacht.

Die gerade anlaufende Wiederbelebung der vor Wochen zurückgebauten Infrastruktur zur zentralen Impfung dauert in vielen Kommunen nicht nur aus unserer Sicht zu lange.

Eine Einbindung der ambulanten Pflege macht die Impfkampagne deutlich schneller und zielgenauer. Die Pflegedienste genießen überdies auch noch in hohem Maße das Vertrauen ihrer Patienten und stehen in engem Kontakt zur Ärzteschaft. Die Ärzte könnten durch die Mitwirkung der Pflege unterstützt und entlastet werden.

Die Unternehmen der ambulanten Dienste (nicht nur) im Ruhrgebiet würden sich freuen, gemeinsam mit der Landesregierung an der Bewältigung der aktuell großen Herausforderungen zu arbeiten. Rufen Sie uns an. Wir können das!

Mit schönen Grüßen

Ulrich Christofczik (Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und Vorstand im Christophoruswerk-Duisburg)
Thomas Eisenreich (Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und Vice President of Business Development von Home Instead)
Silke Gerling (Sprecherin der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und Geschäftsbereichsleiterin im Diakoniewerk Essen
Roland Weigel (Koordinator für Kommunikation und Organisation der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und Geschäftsführer von Konkret Consult
Ruhr)